In den letzten zehn Jahren ist der Milchkonsum in der Schweiz deutlich zurückgegangen: Nach Angaben des Schweizer Bauernverbands (Agristat) sank der Konsum von 75 Litern im Jahr 2008 auf aktuell rund 50 Liter Milch jährlich pro Kopf. Die Milchproduzenten sprechen von einem geringeren Rückgang von „nur“ 18 Prozent, weil in der ersten Zahl auch die von den Produzenten für den Eigengebrauch zurückgehaltene Milch miteinbezogen ist. Auch die Detailhändler spüren dieses veränderte Konsumverhalten: Immer weniger wird zur „puren“ Milch gegriffen. Gleichzeitig werden Ersatzprodukte und Mischgetränke immer beliebter. Der Verkauf von Soja-, Mandel- oder Reisgetränken nimmt überproportional zu.

Teures Wasser

Obwohl einige Ersatzprodukte viermal teurer als normale Vollmilch sind, bestehen sie grösstenteils aus Wasser. Dazu kommen weniger als 15 Prozent Reis bzw. maximal 10 Prozent Soja oder 8 Prozent Mandeln. Dies zeigt eine Untersuchung des Konsumentenmagazins K-Tipp. Die Ernährungsberaterin Beatrice Conrad erklärt dann auch im Interview, dass Vollmilch alle Hauptnährstoffe enthält, die der menschliche Körper benötigt: Kohlenhydrate, Fette und Eiweisse. Ausserdem sind Milchprodukte wichtige Quellen von Kalzium, das einer der Baustoffe für Knochen ist und wichtige Funktionen für die Muskeltätigkeit übernimmt.
Getreide wie Reis und Hafer sind punkto Nährstoffverteilung keineswegs vergleichbar mit Vollmilch. Sie enthalten nur Spuren von Eiweiss und mindestens doppelt so viele Kohlenhydrate, die viel natürlichen Zucker enthalten. Mandelmilch hat zwar ähnlich viel Fett wie Vollmilch, aber auch nur wenig Eiweiss. Sojamilch hat als einzige fast dieselbe Nährstoffverteilung wie Vollmilch – nur das Kalzium fehlt ihr.

Hohe Qualität

Die Qualität von Schweizer Vollmilch ist generell sehr hoch. Dies beweist ein Labortest des K-Tipps vom September 2017. Dabei wurden verschiedene Milchsorten auf ihre Zusammensetzung geprüft und die Auswirkungen des Futters auf die Qualität untersucht. Erfreulicherweise wurden in keinem der 15 Produkte Pestizid-Rückstände gefunden. Auch gab es bei den Vollmilch-Sorten nur geringe Qualitätsunterschiede, die hauptsächlich den guten Fütterungsbedingungen von Milchkühen in der Schweiz zu verdanken sind, denn über 80 Prozent der Tiere verbringen von Mai bis Oktober die meiste Zeit im Freien. Unterschiede zeigten sich vor allem beim Vitamin- und Omega-3-Gehalt: Während die Bergmilch-Produkte generell sehr viele Vitamine enthalten, weisen Demeter- und Bio-Milch einen höheren Omega-3-Gehalt auf. Fazit: Je weniger Kraftfutter die Kühe bekommen und je grösser der Anteil verschiedener Kräuter im Raufutter ist, desto mehr wertvolle Inhaltsstoffe enthält ihre Milch.

Kuhmilch ist und bleibt also auch in Zukunft ein wichtiger Bestandteil unserer Nahrung, ob in purer oder verarbeiteter Form. Wer auf sein Portemonnaie achtet und auf zu stark gesüsste Getränke verzichten möchte, tut sich also gut, ein Glas Milch in den täglichen Ernährungsplan einzubauen.

Zahlen und Fakten zur Milch

  • UHT-Milch enthält praktisch gleich viele Vitamine A, B12 und E wie pasteurisierte Milch. Das Erhitzen ist wichtig, damit Keime absterben und die Milch haltbarer wird.
  • Vollmilch enthält mehr Vitamine als entrahmte Milch. Dies, weil die fettlöslichen Vitamine A, D und E beim Entrahmen teilweise verloren gehen, was insofern ungünstig ist, weil das Vitamin D für den Einbau in die Knochen wichtig ist.
  • Bis zu 80 Kilo einheimisches Wiesenfutter frisst eine Kuh pro Tag und gibt 20-25 Liter Milch.
  • Zwei bis drei Tage dauert die Umwandlung von Gras zu Milch
  • Eine Kuh in den USA gab im Jahr 2013 fast 10’000 Liter Milch. In der Schweiz waren es „nur“ 7’400 Liter pro Tier. Grund für diesen grossen Unterschied ist die Tatsache, dass in den USA vorwiegend Kraftfutter verfüttert wird. Kraftfutter hat jedoch negative Auswirkungen auf die Milch, das Fleisch, die Gesundheit der Kühe und die Umwelt.
  • Abnehmen dank Milch? Der hohe Gehalt an Eiweiss und Kalzium unterstützt den Körper bei der Fettverbrennung und hemmt die Fettneubildung. Eiweissreiche Mahlzeiten sind ein guter Sattmacher, steigern in Verbindung mit Muskelaufbau den Energieverbrauch und verhindern Heisshungerattacken, weil der Blutzucker länger stabil bleibt.
  • Weil ihre Dünndarmschleimhautzellen nur wenig oder gar keine Laktase produzieren, können Menschen mit einer Laktoseintoleranz den Milchzucker nicht verdauen. Dies führt zu Gärprozessen im Bauch mit Blähungen und Durchfall.
  • In nördlichen Ländern wird Laktose von mehr Menschen vertragen als im Süden
  • Rund 70% aller Menschen weltweit sind laktoseintolerant: In Afrika und Südamerika sind es rund 60% und in Südostasien und China 98%, die keinen Milchzucker verdauen können.

Quellen: Swissmilk.ch, K-Tipp (Vitamine in UHT-Milch), Zentrum der Gesundheit (Laktoseintoleranz), Landwirtschaft.ch (Entstehung der Milch)

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