Urban Gardening macht’s möglich! Während in der Schweiz immer mehr landwirtschaftliche Nutzfläche verbaut wird, wird in den Städten der graue Balkon zu einer grünen Oase umfunktioniert. Weg von der Hektik des Alltags, hin zum eigenen Gemüse – natürlich ohne Pestizide und lange Transportwege.
Alte Tradition neu belebt
Der urbane Gartenbau ist kein Phänomen der Neuzeit: Bis zur Hälfte des 19. Jahrhunderts war es aufgrund ungenügender Transportmöglichkeiten nicht möglich, Früchte und Gemüse über weite Distanzen zu transportieren. So blieb der städtischen Bevölkerung nichts anderes übrig, als die vorhanden Grünflächen für den Anbau von Früchten und Gemüse zu nutzen. Insbesondere in den Kriegs- und Nachkriegszeiten wurde jedes Fleckchen Erde genutzt, um die Menschen ernähren zu können und möglichst unabhängig zu bleiben. Die Industrialisierung der Landwirtschaft und die Verstädterung haben Nahrungsmittelproduktion und Stadtbewohner seither immer mehr voneinander entfernt. Doch nun gewinnen grüne Flächen, die Biodiversität sowie der bewusste Umgang mit Lebensmitteln endlich wieder an Bedeutung.
Die Fläche maximieren
Zu wenig Platz auf dem Balkon? Kein Problem! Vertikale Gärten sind die Lösung. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Aus Paletten werden Pflanz-Beete für die Wand gebastelt, aufeinander gestapelte Kunststoffgefässe in verschiedenen Grössen ergeben eine Kräuter-Pyramide, oder wie wäre es mit bepflanzten Konservendosen, die an der Wand aufgehängt werden? Wer Kreativität nicht zu seinen Stärken zählt, tut sich auch gut mit dekorativen Hänge-Ampeln und Töpfen, die mit bunten Blumen oder Hängeerdbeeren bepflanzt werden können. In Kombination mit einer gemütlichen Sitzecke und einem Grill wird das grüne Kunstwerk vollendet.
Tipps für die Praxis
Was pflanze ich wo? Grundsätzlich sind alle Pflanzen, die gut in engeren Verhältnissen gedeihen, für vertikale Gärten geeignet. Viel Sonne benötigen vor allem mediterrane Kräuter, z.B. Rosmarin, Thymian, Salbei, Basilikum. Am besten gedeihen sie auf der Südseite des Balkons. Eine Menge Wärme und Licht brauchen auch Tomaten, Gurken und Peperoni (Paprika). Für halbschattige Standorte (west-und ostseitig ausgerichtete Balkone) eignet sich Blattgemüse wie Salate, Mangold und Spinat, aber auch Hortensien oder Fuchsien. Und wenn Sonnenstrahlen die Ausnahme sind, sollten auch Pfefferminze, Waldmeister sowie Walderdbeeren und dekorative Farne zufriedenstellend gedeihen.
Und zu guter Letzt: die Erde. Damit die Pflanzen gut gedeihen, ist die Verwendung der richtigen Erde essentiell. Hier ein Überblick: -für Gemüse und Beeren: Gemüseeerde oder mit Kompost angereicherte Pflanzerde -für mehrjährige Obst- und Laubbäume: Dachterrassen- oder Kübelpflanzen-Erde -für mediterrane Kräuter: Kräutererde -für Blumen- und Hängeampeln: Geranien- oder Blumenerde
Viel Spass beim Ausprobieren!
PS: Bauer Köbi aus Schindellegi verkauft hochwertigen Kompost. Zudem bietet er Erlebnistage an, an denen Interessierte alles über das Geheimnis von geschmackvollem Bio-Gemüse erfahren. Hier geht's zu seinem Profil.
Die Berge, das Wasser, der Schnee: Schweiz ich liebe dich. Auch wenn ich gestehen muss, dass ich dich erst nach meinen drei Jahren im Ausland richtig zu schätzen weiss. Früher wäre es mir doch nie in den Sinn gekommen, freiwillig wandern zu gehen. Früher, mit 16 Jahren, war ich die Vorzeige-Klimaschützerin schlechthin. “Waaaaaaaas, du bist noch nie geflogen? Hast noch nie aus einer Kokosnuss getrunken? Und besitzt nicht mal ein Handy?”, fragte man mich entsetzt. Damals waren sich die wenigsten bewusst, dass Konsumverzicht gar nicht so schlecht ist für die Umwelt.
Wo kommt ihr denn alle her?
“Mountain goat” und “Heidi” nannten sie mich. Als Schweizerin, die auf alle Berge klettert, nicht ohne das morgentliche Müesli auskommt und erst noch Kühe zuhause hat, ist das ziemlich naheliegend. Alle waren sie immer begeistert von unseren Bergen, der Sauberkeit und Tüchtigkeit der Schweizer. Ob das immer noch zutrifft, sei dahingestellt. Ich denke dabei an die vermüllten Stadtpärke und was alles neben den Autobahnen liegt. Manchmal kommt es mir vor, als ob wir bald platzen. Wo wohnen eigentlich all diese Menschen? Weshalb fahren plötzlich alle mit ihren Autos in die Berge, sodass ganze Strassen zu Ausflugszielen gesperrt werden müssen? Einen Parkplatz nach 10.00 Uhr zu finden, ist schon fast wie Lottospielen. Fakt ist: Die 9 Millionen-Schweiz lässt sich wahrscheinlich nicht mehr verhindern. Deshalb ist ein respektvolles Zusammenleben umso wichtiger.
Toleranz und Respekt
LGBTQ, #MeToo, BLM. Waaaaaas? Wir müssen uns so akzeptieren, wie wir sind. Jeder darf selbst entscheiden, wie er sein Leben gestaltet. Wenn sich jemand vegan ernährt, ist das sein gutes Recht. Wer eine Weltreise machen will, soll das. Wenn jemand keine Billigkleider kaufen will, akzeptiere ich das. Zwang und Bevormundung sind nie gut. Auch vor Extremismus – ob rechts oder links – hüte ich mich. Unsere Gesellschaft ist im stetigen Wandel. Unsere Entscheidungen und Verhaltensweisen haben uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Da gibt es keine Schuldigen für alles. Und es gibt auch nicht DIE Lösung für all unsere Probleme.
Immer diese Politik
Als selbst ernannte “Brückenschlagerin” zwischen Stadt und Land möchte ich die Landwirtschaft den Konsumenten näher bringen und Vorurteile abbauen. Ein grosses Thema sind immer die (früher so genannten) Subventionen, die es in dieser Form gar nicht mehr gibt. Heute sichern Direktzahlungen die Existenz der Bauernfamilien. Ohne diese Gelder würde das Einkommen einiger Familien auf unter 30’000 Fr. pro Jahr fallen. Zum Vergleich: Ein mittlerer Traktor kostet ca. CHF 90’000. Für mich persönlich sind die Direktzahlungen auch eine Art Entschädigung für eine verfehlte Preispolitik. Aktuell erhält ein Bauer knapp 50 Rp. für einen Liter Milch, die Hälfte von 1993 und gleich viel wie vor 40 Jahren. Im Laden hat sich der Preis verdoppelt. Wer bis zu 3x mehr für Bio-Produkte zahlt, soll bitte nicht glauben, dass der Aufpreis beim Bio-Bauer landet, es ist nämlich nur ein Bruchteil davon. Kurz zusammengefasst: Nachdem sich alle bedient haben, ist der Produzent an der Reihe.
Neue Wege für ein friedliches Miteinander
Hast du schon mal deinen eigenen Alpkäse hergestellt, Speck geräuchert, Schnaps gebrannt oder Kirschen direkt vom Bau gepflückt? Die Schweizer Bauern laden dich ein auf ihren Hof und zeigen dir einen Tag lang, wie sie leben. Du begleitest sie bei ihren Arbeiten und lernst, wie viele Schritte es braucht, bis wir etwas zu essen haben. An jedem Erlebnistag erwartet dich ein Highlight und du kannst die selbst gemachten Hofprodukte natürlich mit nach Hause nehmen. Auch zum Mittagessen bis du herzlich eingeladen.
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Ich bin ein wandelnder Giftcocktail! Jeden Morgen dusche ich mit Formaldeyhd-Duschgel. Es folgt ein Spritzer (natürlich aluminiumfreies) Deo mit künstlichen Moschus-Verbindungen. Und in der kurzen Mittagspause gibt’s eine dreifach verpackte Lunchbox mit einer Extraportion Mikroplastik obendrauf. Überall im Alltag lauert das Gift, wie soll ich da noch meinen Körper gesund halten? Und was sind die Auswirkungen unseres Konsums auf die Umwelt?
Wem können wir noch vertrauen?
Es war an der Migros-Kasse, als ich realisierte, wie wenig Kontrolle wir über unser Essen haben. Ich musste eine Packung indischen Bio-Sesam zurückbringen, weil er Ethylenoxid enthielt. Ethylenoxid erhöht das Krebsrisiko und ist in der Schweiz und der EU verboten. Habe ich mich also mit meinen Sesam-Vollkornbroten selbst vergiftet? Und wieso ist kein Bio drin, wo “Bio” draufsteht? Seit diesem Ereignis ist mein Vertrauen in die Lebensmittelindustrie ziemlich angekratzt. Ich möchte wissen, was in meinem Körper landet und wie es produziert wird!
Zwei wegweisende Initiativen
Am 13. Juni 2021 entscheiden wir, wie sich die Schweiz in Zukunft ernährt. Es geht um die beiden Agrarinitiativen «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» (Pestizidfrei-Initiative) sowie «Für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung – Keine Subventionen für den Pestizid- und den prophylaktischen Antibiotika-Einsatz» (Trinkwasserinitiative).
Für diesen Artikel habe ich Interviews mit direkt Betroffenen und dem Präsident der Schwyzer Bio-Bauern geführt. Ziel war es, herausfinden, ob die Agrarinitiativen wirklich so extrem sind, wie ihre Gegner behaupten. Alle zitierten Studien/Quellen sind ganz unten aufgeführt.
Die Initiativen in Kürze
Der prophylaktische Einsatz von Antibiotika, Pestizide und nicht-einheimisches Futter sind die Hauptanliegen der Trinkwasserinitiative. Sie gibt zu bedenken, dass Mensch und Tier hierzulande zu viel Antibiotika verabreicht wird und so antibiotikaresistente Bakterien entstehen. Im Trinkwasser werden immer mehr Pestizide nachgewiesen. Und der Import von Futtermitteln belastet die Umwelt im Ausland und ist gem. Initianten verantwortlich für die Abholzung von Urwäldern. Importiert werden dürfen nur noch Lebensmittel, die ohne Pestizide hergestellt werden. Auch in der Schweiz müssen Landwirte auf Pestizide und (nach wie vor) auf die prophylaktische Behandlung mit Antibiotika verzichten, wenn sie weiterhin Direktzahlungen erhalten möchten. Zudem dürfen sie ihre Tiere nur noch mit hofeigenem Futter ernähren. Die Ernteausfälle, die mit der Zwangsumstellung auf Bio zunehmen, sollen durch eine Veränderung des Konsumverhaltens kompensiert werden, z.B. weniger Food-Waste oder schlechtere Qualität akzeptieren.
Bio-Preise für alle
Bundesrat und Parlament empfehlen 2x Nein. Eine Annahme der Initiativen schwächt die Ernährungssicherheit, gefährdet Arbeitsplätze und verlagert die Umweltbelastung ins Ausland, meinen sie. Doch was sagen die Bio-Bauern dazu?
Paul Ebnöther, Präsident der Schwyzer Bio-Bauern betont: “Ein Ja kostet. Und zwar uns alle. Wir können nicht mehr wählen zwischen den M-Budget-Rüebli oder den dreimal teureren Bio-Rüebli. Wenn wir alle Bauern zwingen, auf Bio umzustellen, müssen wir mit höheren Ernteausfällen und Qualitätseinbussen rechnen. Und wenn weniger produziert wird, steigen die Preise. ”
Um unsere Ernährung zu garantieren, müsste mehr importiert werden, eine Abkehr von der Regionalität und kurzen Transportwegen! Die Umweltbelastung wird höher und ins Ausland verlagert. In der Schweiz haben wir die am strengsten kontrollierte Landwirtschaftsproduktion auf der ganzen Welt. Gleichzeitig werden in Labor-Stichproben immer wieder heikle Stoffe in ausländischem Essen gefunden. Wenn wir mehr importieren, machen wir uns nicht nur abhängiger vom Ausland, sondern verlieren die Kontrolle über die Herstellungsweise und wer unsere Nahrung produziert. In den letzten zwanzig Jahren haben wir 30% aller Landwirtschaftsbetriebe verloren. Schon jetzt können wir nur noch rund 60% der Bevölkerung mit inländischer Produktion ernähren. Mit einer Annahme der Initiativen wären es nochmals ca. 1,5 Mio. Menschen weniger.
Die Landwirtschaft ist im Wandel und wir nehmen die Anliegen der Konsumenten ernst, zum Beispiel mit dem kürzlich vom Parlament beschlossenen Pestizidgesetz. Aber diese Volksinitiativen kommen zu schnell und sind zu extrem. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir über das Schicksal zehntausender Bauernfamilien entscheiden. Und längst nicht alle der 18’500 IP-Suisse Betriebe werden sich ins Bio-Korsett zwingen lassen.
Auswirkungen auf die Bauern
Am Vierwaldstädtersee führen Ursi und Armin von Euw ihren Hof in dritter Generation nach IP-Suisse Richtlinien (mehr dazu). In ihrem Selbstbedienungs-Hofladen verkaufen sie die eigenen Früchte, Eier und Poulets sowie viele weitere Spezialitäten von Schwyzer Bauern.
Wer kauft bei euch ein? Unsere Kunden sind Familien und Einzelpersonen, die sich bewusst regional und saisonal ernähren. Sie möchten wissen, was auf ihrem Teller landet. Sie möchten nicht nur die Menschen hinter ihrem Essen kennen, sondern auch die Produktionsweise. Vor allem bei den Eiern und beim Pouletfleisch merken wir, wie wichtig ihnen die Haltung der Tiere ist. Diese können jederzeit an die frische Luft und haben genug Platz. Unsere Kunden vertrauen uns und wissen, dass wir täglich unser Bestes für unsere Tiere und Pflanzen tun. So haben wir bewusst die vielen Hochstammbäume stehen lassen, denn auf ihnen wachsen Apfel-, Birnen-, Zwetschgen- und Kirschensorten, die es sonst nirgends mehr zu kaufen gibt. Diese Vielfalt möchten wir erhalten.
Weshalb habt ihr nicht auf Bio umgestellt? In vielerlei Hinsicht wirtschaften wir bereits jetzt sehr nahe an den Bio-Standards. Der Hauptgrund, weshalb wir uns für IP-Suisse entschieden haben, ist der Obstanbau. Wir wohnen in einem Gebiet mit vielen Niederschlägen und einer damit verbundenen hohen Feuchtigkeit und Pilzbefall-Risiko. Dazu kommen Schädlinge wie Würmer, Läuse oder die asiatische Kirschessigfliege, die ganze Ernten vernichten kann. Wer einen eigenen Garten hat, weiss, dass jeder Salatkopf ein gefundenes Fressen für Schnecken und Blattläuse ist. Und ganz ehrlich, wer würde wurmstichige oder schlechte Früchte kaufen?
Wir alle, auch Bio-Bauern, betreiben Pflanzenschutz. Das ist nichts Negatives, sondern notwendig, da es um den Schutz der Pflanzen geht. Wir spritzen nur so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich. Denn weshalb sollten wir unseren eigenen Boden und Pflanzen darauf unnötig vergiften? Von den Erträgen dieses Bodens haben schon unsere Eltern und Grosseltern gelebt. Auch wir nutzen ihn nur für eine beschränkte Zeit, bevor er die Lebensgrundlage für unsere Kinder sein wird.
Was bedeutet ein Ja für euren Betrieb? Niemand kann uns sagen, wie wir künftig die Hygienestandards einhalten sollten. Verboten wird das Desinfektionsmittel für die Stallhygiene sowie auch der Reiniger für die Melkmaschinen. Ohne dass bis jetzt eine gute Alternative gefunden wurde!
Aufgrund des Klimas und der Böden kann in der Innerschweiz und in Berggebieten kaum Ackerbau betrieben werden. Deshalb müssen wir das Getreide für unsere Tiere zukaufen. Die Initiative verweigert uns diesen Austausch und die Zusammenarbeit mit Kollegen, wenn wir weiterhin Direktzahlungen erhalten möchten. Sie erlaubt nur noch hofeigenes Futter. Somit müssten wir mit den Legehennen, Eiern und Poulet aufhören. Auch unsere Berufskollegen, Bio oder nicht, könnten keine Hühner oder Schweine mehr halten. Wir kehren also der Regionalität den Rücken.
Offen bleibt, wie der wachsende Bedarf an LEBENsmitteln dennoch gedeckt werden soll. Fördern wir so nicht die Massentierhaltung? Was ist mit Gewürzen wie Paprika für Chips, die gar nicht in ausreichender Menge im Ausland biologisch produziert werden? Wie weiter mit den 160’000 direkt betroffenen Arbeitsstellen in der Landwirtschaft und im Detailhandel, wenn durch höhere Preise der Einkaufstourismus zunimmt?
Wer erhält wie viel?
Es wäre schön, wenn unsere Kinder und Enkel den Hof einmal weiterführen. Wir lieben die Arbeit mit der Natur und den Tieren und sind dankbar, dass wir uns weitgehend selbst ernähren können. Jedoch spüren wir, dass unsere Berufsgruppe und unser Tun immer weniger geschätzt wird. Wir haben leider keinen Einfluss auf die Preispolitik der Detailhändler. Wir finden es absurd, dass vom Aufpreis, den Konsumenten für Lebensmittel zahlen, nur ein Bruchteil beim Bauern landet. Die Produzentenpreise sind deutlich zu niedrig und die Direktzahlungen helfen uns, irgendwie über die Runden zu kommen.
Zu extrem und am Ziel vorbei
Zurück zum wandelnden Giftcocktail. Wissen Sie, was in einem Jahr den Rhein runterfliesst? Gem. Bundesamt für Umwelt sind dies 65 TonnenIndustrie- und Haushaltschemikalien, weitere 20 t Arzneimittel, 20 t künstliche Lebensmittelzusatzstoffe und 1 t Pflanzenschutzmittel. Unsere Medikamente, Kosmetika, Sonnencrème, Antibabypillen, Farben, Rostschutzmittel – all das verunreinigt unser Wasser. Pflanzenschutzmittel machen weniger als 1 Prozent aus!
Ich habe kein Auto, mein Handy ist vierjährig, vor Kleiderläden fürchte ich mich und meinen Avocado-Konsum habe ich stark reduziert. All dies, weil ich den Schaden kenne, den wir im Ausland mit unserem Konsum anrichten. Meiner Meinung nach sind diese Initiativen nicht zu Ende gedacht und alles andere als sozial oder ökologisch. Wir möchten unsere Gesundheit und die Umwelt “schützen”, drosseln die regionale Lebensmittelproduktion, nehmen dafür mehr Importe (=längere Transportwege) in Kauf und geben die Kontrolle über die Einhaltung der Produktions- und Tierhaltungsstandards weitgehend ab. Wir fordern weniger Food-Waste, schauen aber über die Ernteausfälle bei einer Zwangsumstellung aller Betriebe hinweg. Den Schweizer Apfel mit Schorf lassen wir im Regal liegen und greifen zum perfekten Apfel aus Neuseeland oder Südafrika.
Wir müssen nicht nur die Landwirtschaftspolitik, sondern auch den eigenen Konsum überdenken. Die Schweiz zählt bald 9 Mio. Einwohner und schönste Wiesen werden zubetoniert. Mehr Menschen führen zu mehr Verkehr, mehr Littering und mehr Schadstoffen im Wasser. Sollten wir dann wirklich die Landwirtschaft für all dies verantwortlich machen? Vielleicht beruhigt es das Gewissen einiger, jedoch bringt uns dieses Schwarz-Weiss-Denken nicht weiter.
Schwarz, süss und voller Geschmack sind auch die Kirschen, die zuhause auf unseren alten Hochstammbäumen wachsen. Im Juni werde ich sie wieder direkt vom Baum essen, denn frisch gepflückt enthalten sie am meisten Vitamine. Viel mehr, als wenn sie auf der tagelangen Reise um die Welt reifen müssen. Und ich habe kein Problem damit, dass mein Vater sie ein paar Wochen vorher gespritzt hat. Das nehme ich gerne in Kauf, wenn mich dafür nicht in jeder Frucht ein weisser, glitschiger Wurm anguckt.
Jeder soll selbst wählen können, was er kauft und ob er es sich leisten kann. Ich möchte wissen, wer mein Essen herstellt, und nicht noch abhängiger vom Ausland werden. Wenn in der nächsten Krise wieder nur jedes Land für sich schaut, sollte es nebst dem WC-Papier nicht auch noch an Grundnahrungsmitteln mangeln.
In den letzten zehn Jahren ist der Milchkonsum in der Schweiz deutlich zurückgegangen: Nach Angaben des Schweizer Bauernverbands (Agristat) sank der Konsum von 75 Litern im Jahr 2008 auf aktuell rund 50 Liter Milch jährlich pro Kopf. Die Milchproduzenten sprechen von einem geringeren Rückgang von „nur“ 18 Prozent, weil in der ersten Zahl auch die von den Produzenten für den Eigengebrauch zurückgehaltene Milch miteinbezogen ist. Auch die Detailhändler spüren dieses veränderte Konsumverhalten: Immer weniger wird zur „puren“ Milch gegriffen. Gleichzeitig werden Ersatzprodukte und Mischgetränke immer beliebter. Der Verkauf von Soja-, Mandel- oder Reisgetränken nimmt überproportional zu.
Teures Wasser
Obwohl einige Ersatzprodukte viermal teurer als normale Vollmilch sind, bestehen sie grösstenteils aus Wasser. Dazu kommen weniger als 15 Prozent Reis bzw. maximal 10 Prozent Soja oder 8 Prozent Mandeln. Dies zeigt eine Untersuchung des Konsumentenmagazins K-Tipp. Die Ernährungsberaterin Beatrice Conrad erklärt dann auch im Interview, dass Vollmilch alle Hauptnährstoffe enthält, die der menschliche Körper benötigt: Kohlenhydrate, Fette und Eiweisse. Ausserdem sind Milchprodukte wichtige Quellen von Kalzium, das einer der Baustoffe für Knochen ist und wichtige Funktionen für die Muskeltätigkeit übernimmt. Getreide wie Reis und Hafer sind punkto Nährstoffverteilung keineswegs vergleichbar mit Vollmilch. Sie enthalten nur Spuren von Eiweiss und mindestens doppelt so viele Kohlenhydrate, die viel natürlichen Zucker enthalten. Mandelmilch hat zwar ähnlich viel Fett wie Vollmilch, aber auch nur wenig Eiweiss. Sojamilch hat als einzige fast dieselbe Nährstoffverteilung wie Vollmilch – nur das Kalzium fehlt ihr.
Hohe Qualität
Die Qualität von Schweizer Vollmilch ist generell sehr hoch. Dies beweist ein Labortest des K-Tipps vom September 2017. Dabei wurden verschiedene Milchsorten auf ihre Zusammensetzung geprüft und die Auswirkungen des Futters auf die Qualität untersucht. Erfreulicherweise wurden in keinem der 15 Produkte Pestizid-Rückstände gefunden. Auch gab es bei den Vollmilch-Sorten nur geringe Qualitätsunterschiede, die hauptsächlich den guten Fütterungsbedingungen von Milchkühen in der Schweiz zu verdanken sind, denn über 80 Prozent der Tiere verbringen von Mai bis Oktober die meiste Zeit im Freien. Unterschiede zeigten sich vor allem beim Vitamin- und Omega-3-Gehalt: Während die Bergmilch-Produkte generell sehr viele Vitamine enthalten, weisen Demeter- und Bio-Milch einen höheren Omega-3-Gehalt auf. Fazit: Je weniger Kraftfutter die Kühe bekommen und je grösser der Anteil verschiedener Kräuter im Raufutter ist, desto mehr wertvolle Inhaltsstoffe enthält ihre Milch.
Kuhmilch ist und bleibt also auch in Zukunft ein wichtiger Bestandteil unserer Nahrung, ob in purer oder verarbeiteter Form. Wer auf sein Portemonnaie achtet und auf zu stark gesüsste Getränke verzichten möchte, tut sich also gut, ein Glas Milch in den täglichen Ernährungsplan einzubauen.
Zahlen und Fakten zur Milch
UHT-Milch enthält praktisch gleich viele Vitamine A, B12 und E wie pasteurisierte Milch. Das Erhitzen ist wichtig, damit Keime absterben und die Milch haltbarer wird.
Vollmilch enthält mehr Vitamine als entrahmte Milch. Dies, weil die fettlöslichen Vitamine A, D und E beim Entrahmen teilweise verloren gehen, was insofern ungünstig ist, weil das Vitamin D für den Einbau in die Knochen wichtig ist.
Bis zu 80 Kilo einheimisches Wiesenfutter frisst eine Kuh pro Tag und gibt 20-25 Liter Milch.
Zwei bis drei Tage dauert die Umwandlung von Gras zu Milch
Eine Kuh in den USA gab im Jahr 2013 fast 10’000 Liter Milch. In der Schweiz waren es „nur“ 7’400 Liter pro Tier. Grund für diesen grossen Unterschied ist die Tatsache, dass in den USA vorwiegend Kraftfutter verfüttert wird. Kraftfutter hat jedoch negative Auswirkungen auf die Milch, das Fleisch, die Gesundheit der Kühe und die Umwelt.
Abnehmen dank Milch? Der hohe Gehalt an Eiweiss und Kalzium unterstützt den Körper bei der Fettverbrennung und hemmt die Fettneubildung. Eiweissreiche Mahlzeiten sind ein guter Sattmacher, steigern in Verbindung mit Muskelaufbau den Energieverbrauch und verhindern Heisshungerattacken, weil der Blutzucker länger stabil bleibt.
Weil ihre Dünndarmschleimhautzellen nur wenig oder gar keine Laktase produzieren, können Menschen mit einer Laktoseintoleranz den Milchzucker nicht verdauen. Dies führt zu Gärprozessen im Bauch mit Blähungen und Durchfall.
In nördlichen Ländern wird Laktose von mehr Menschen vertragen als im Süden
Rund 70% aller Menschen weltweit sind laktoseintolerant: In Afrika und Südamerika sind es rund 60% und in Südostasien und China 98%, die keinen Milchzucker verdauen können.
Quellen: Swissmilk.ch, K-Tipp (Vitamine in UHT-Milch), Zentrum der Gesundheit (Laktoseintoleranz), Landwirtschaft.ch (Entstehung der Milch)
Eine halbe Million Schafe gibt es in der Schweiz. Das Tierschutzgesetz schreibt vor, dass sie aus hygienischen Gründen mindestens einmal pro Jahr geschoren werden müssen. Viele Bauern lassen die professionellen Scherer sogar zweimal an die Wolle ihrer Tiere – jeweils im Frühling und im Herbst. Ihr Handwerk erlernen einige der Scherer in Neuseeland, wo rund 4,5 Mio. Menschen mit 30 Mio. Schafen zusammenleben. Das Scheren muss hier schnell gehen: Ein Neuseeländer braucht für ein Tier 44 Züge. Regelmässig finden auf der Insel auch Wettkämpfe im Schafscheren statt, es gibt sogar eine Weltmeisterschaft.
Die richtige Reihenfolge
Mit speziellen rutschfesten Schuhen und hautengen Kleidern befreit der Scherer ein Schaf innert 2-3 Minuten von seiner Wolle. Der Weltrekord liegt bei 44 Sekunden. Die Position und die Reihenfolge der Körperteile können dabei variieren. Eine Möglichkeit ist es, das Schaf auf den Rücken zu drehen, sodass die vier Beine in die Luft ragen. Von hinten wird zuerst der Bauch geschoren, später die Hinterbeine, die Brust, den Nacken und das Kinn, die Schultern, den Rücken und schliesslich die andere Seite. Während der Schur ist es wichtig, lange starke Striche auszuführen, eine Stelle nicht ein zweites Mal schneiden zu müssen und die Haut mit der anderen Hand stets straff zu halten. Rund 1,5 bis 2 kg Wolle fallen so bei jeder Schur pro Schaf an.
Viele Verwendungszwecke
Ein Privileg wohlhabender Bürger war Wollkleidung bis ins 19. Jahrhundert. Erst seit Schafwolle dank Importen aus Australien und Neuseeland in ausreichender Menge zur Verfügung steht, kann sich auch der Rest der Bevölkerung das wärmende Material leisten. Nach der Schur wird die Wolle im Ausland gewaschen und nach Farbe und Qualität sortiert. Sie wird zu Fäden gezwirbelt, zu Filz verarbeitet oder dient als natürliche Wärmedämmung.
Patenschaft für ein Lamm
Auch die Wolle von Meinrad Fässlers Schafen wird als Isolationsmaterial ins Ausland verschifft. Seine rund 100 Mutterschafe lässt er zweimal jährlich von Spezialisten scheren: Im Frühling, wenn es wärmer wird, und im Herbst, wenn sie von der Alp kommen. Der Feusisberger Bauer ist froh, dass er die Wolle nun wieder verkaufen kann, denn es gab Zeiten, in denen er für die Entsorgung der Wolle sogar bezahlen musste. Heute erhält er zwischen 30 und 90 Rappen pro Kilo – je nach Qualität. Wer seine sportlichen Schafe kennenlernen möchte, an einer Patenschaft für ein Lamm interessiert ist oder einen Tag auf dem Bauernhof verbringen möchte, ist bei Meinrad Fässler nach Voranmeldung herzlich willkommen. Hier geht’s zu seinem Profil.
Kiwis sind hier keine Früchte, sondern Tiere. Es schneit im Sommer und Schafe gibt’s mehr als Menschen. Obwohl Neuseeland geografisch kaum weiter entfernt sein könnte, haben die Schweiz und Aotearoa mehr gemeinsam, als man denkt. Vor allem die Südinsel erinnert mit ihren schneebedeckten Bergen stark an das Alpenland. Immer wieder ergreift einen ein warmes Gefühl der Heimat. Dieses verzieht sich jedoch ziemlich rasch im Strassenverkehr, wenn plötzlich alle hupen, weil man als Tourist den Linksverkehr nicht im Griff hat.
Ist der Kampf bereits verloren?
Während der Norden mit seinen saftigen grünen Hügeln und vielen Schafen an Irland erinnert, kommen Heimweh-Schweizer auf der Südinsel voll auf ihre Kosten. Es gibt hier Berge, so weit das Auge reicht. Vor allem die Weite der Landschaften hat es vielen angetan.
Doch der Schein der Idylle trügt: Die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt Neuseelands ist stark bedroht. Nicht nur eingeschleppte Tiere, sondern auch Krankheiten und Pilze setzen der Flora und Fauna des Landes zu. Auch das neuseeländische Wappentier, der Kiwi, bleibt nicht verschont: Der nachtaktive und flugunfähige Vogel ist ein gefundenes Fressen für Hunde, Katzen und Wiesel. Aufgrund der isolierten Lage Neuseelands vermehren sich Landsäugetiere – z.B. Ziegen, Hasen oder Opposums – sehr schnell, weil sie keine natürlichen Feinde haben. Um ihre Ausbreitung in den Griff zu bekommen, werden sie von Jägern getötet und in den Wäldern stehen über Tierfallen. Viele Neuseeländer sind jedoch wenig zuversichtlich. Für sie ist es nur noch „eine Frage der Zeit“, bis der Kampf gegen die fremden Tiere und Pflanzen verloren ist. Bis dahin werden ganze Wälder von der Luft aus mit Natriumfluoracetat (1080) vergiftet, um die nicht einheimischen Säugetiere in den Griff zu bekommen.
Tiefer Milchpreis auch hier ein Problem
Nicht nur in Europa, sondern auch in Neuseeland fordert der Markt immer mehr und immer billiger produzierte Milch. In Neuseeland hat sich die durchschnittliche Grösse einer Kuhherde in den letzten 30 Jahren verdreifacht. Als Folge dieser stark wachsenden Massentierhaltung sind mittlerweile mehr als die Hälfte aller Seen und Flüsse aufgrund der starken Stickstoffbelastung nicht mehr zum Baden geeignet. Auch vom Auto ist gut erkennbar, dass im Vergleich zu Schweizer Kuhherden die Tiere auf der Wiese viel dichter beieinander stehen. Und weil das frische Gras nicht genügt, versammeln sich alle um den Behälter mit Kraftfutter, welches die Milchqualität negativ beeinflusst (hier klicken für Artikel).
Neue Hoffnung dank Tourismus
Langfristig schadet die aktuelle Wirtschaftslage sowohl Tier als auch Mensch. Aus diesem Grund haben sich einige Bauern neu ausgerichtet. Der Tourismus boomt in Neuseeland. Nicht nur Backpackers, sondern auch Schulabgänger mit einem einjährigen „working holiday visa“ überrennen das Land regelrecht. Für einige Bauern Grund genug für ein Umdenken. In den abgelegenen Hügeln von Whakahoro, fast drei Stunden Autofahrt entfernt vom nächsten Spital, hat sich Dan Steele mit seiner Blue Duck Station ein richtiges Unternehmen aufgebaut. Weil er von der Landwirtschaft alleine nicht leben kann – das Land ist zu hügelig und es werden regelmässig Strassenabschnitte weggeschwemmt – hat er seine Farm in eine Touristen-Attraktion verwandelt. Ob Ponyreiten, Kayak fahren oder mit einem Jäger eine Ziege schiessen, alle helfen mit, den Besuchern zwei unvergessliche Tage auf der Farm zu bescheren. Zum z’Nacht gibt es dann selbst gemachten Wildschwein-Pie mit Kartoffelstock und hofeigenem Manuka-Honig.
Für dieses einmalige Erlebnis sind viele bereit, tief in die Reisetaschen zu greifen. Und wer weiss, vielleicht können auch Schweizer Bauern in Zukunft von der Tourismusbranche profitieren.
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