Kiwis sind hier keine Früchte, sondern Tiere. Es schneit im Sommer und Schafe gibt’s mehr als Menschen. Obwohl Neuseeland geografisch kaum weiter entfernt sein könnte, haben die Schweiz und Aotearoa mehr gemeinsam, als man denkt. Vor allem die Südinsel erinnert mit ihren schneebedeckten Bergen stark an das Alpenland. Immer wieder ergreift einen ein warmes Gefühl der Heimat. Dieses verzieht sich jedoch ziemlich rasch im Strassenverkehr, wenn plötzlich alle hupen, weil man als Tourist den Linksverkehr nicht im Griff hat.

Ist der Kampf bereits verloren?

Während der Norden mit seinen saftigen grünen Hügeln und vielen Schafen an Irland erinnert, kommen Heimweh-Schweizer auf der Südinsel voll auf ihre Kosten. Es gibt hier Berge, so weit das Auge reicht. Vor allem die Weite der Landschaften hat es vielen angetan.

Doch der Schein der Idylle trügt: Die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt Neuseelands ist stark bedroht. Nicht nur eingeschleppte Tiere, sondern auch Krankheiten und Pilze setzen der Flora und Fauna des Landes zu. Auch das neuseeländische Wappentier, der Kiwi, bleibt nicht verschont: Der nachtaktive und flugunfähige Vogel ist ein gefundenes Fressen für Hunde, Katzen und Wiesel. Aufgrund der isolierten Lage Neuseelands vermehren sich Landsäugetiere – z.B. Ziegen, Hasen oder Opposums – sehr schnell, weil sie keine natürlichen Feinde haben. Um ihre Ausbreitung in den Griff zu bekommen, werden sie von Jägern getötet und in den Wäldern stehen über Tierfallen. Viele Neuseeländer sind jedoch wenig zuversichtlich. Für sie ist es nur noch „eine Frage der Zeit“, bis der Kampf gegen die fremden Tiere und Pflanzen verloren ist. Bis dahin werden ganze Wälder von der Luft aus mit Natriumfluoracetat (1080) vergiftet, um die nicht einheimischen Säugetiere in den Griff zu bekommen.

Tiefer Milchpreis auch hier ein Problem

Nicht nur in Europa, sondern auch in Neuseeland fordert der Markt immer mehr und immer billiger produzierte Milch. In Neuseeland hat sich die durchschnittliche Grösse einer Kuhherde in den letzten 30 Jahren verdreifacht. Als Folge dieser stark wachsenden Massentierhaltung sind mittlerweile mehr als die Hälfte aller Seen und Flüsse aufgrund der starken Stickstoffbelastung nicht mehr zum Baden geeignet. Auch vom Auto ist gut erkennbar, dass im Vergleich zu Schweizer Kuhherden die Tiere auf der Wiese viel dichter beieinander stehen. Und weil das frische Gras nicht genügt, versammeln sich alle um den Behälter mit Kraftfutter, welches die Milchqualität negativ beeinflusst (hier klicken für Artikel).

Neue Hoffnung dank Tourismus

Langfristig schadet die aktuelle Wirtschaftslage sowohl Tier als auch Mensch. Aus diesem Grund haben sich einige Bauern neu ausgerichtet. Der Tourismus boomt in Neuseeland. Nicht nur Backpackers, sondern auch Schulabgänger mit einem einjährigen „working holiday visa“ überrennen das Land regelrecht. Für einige Bauern Grund genug für ein Umdenken. In den abgelegenen Hügeln von Whakahoro, fast drei Stunden Autofahrt entfernt vom nächsten Spital, hat sich Dan Steele mit seiner Blue Duck Station ein richtiges Unternehmen aufgebaut. Weil er von der Landwirtschaft alleine nicht leben kann – das Land ist zu hügelig und es werden regelmässig Strassenabschnitte weggeschwemmt – hat er seine Farm in eine Touristen-Attraktion verwandelt. Ob Ponyreiten, Kayak fahren oder mit einem Jäger eine Ziege schiessen, alle helfen mit, den Besuchern  zwei unvergessliche Tage auf der Farm zu bescheren. Zum z’Nacht gibt es dann selbst gemachten Wildschwein-Pie mit Kartoffelstock und hofeigenem Manuka-Honig.

Für dieses einmalige Erlebnis sind viele bereit, tief in die Reisetaschen zu greifen. Und wer weiss, vielleicht können auch Schweizer Bauern in Zukunft von der Tourismusbranche profitieren.

In Neuseeland lebten im Jahr 2018 über 25 Millionen Schafe.
Ein Matterhorn gibt’s auch am anderen Ende der Welt.
Weisse Schwäne sucht man in Neuseeland vergebens.

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