Mit der Zeitumstellung vor zwei Wochen wurde so vielen bewusst, dass das Jahr schon wieder fast zu Ende ist. Die Badis sind leer, das Grillwetter vorbei und viele Wanderwege geschlossen. Eine dicke Winterjacke, Schal und Handschuhe gehören zur Standardausrüstung. Während die einen den Frühlingsanfang kaum erwarten können, freuen sich andere auf die Skisaison. Doch wie bereitet sich eigentlich die Natur auf die kalte Jahreszeit vor? Und was hat ein Zürcher Bauer mit der Zeitumstellung zu tun?

Weshalb Bäume ihre Blätter abwerfen

Die farbigen Blätter an den Bäumen beziehungsweise am Boden sind für viele das Symbol schlechthin für den Herbst. Wenn die Tage immer kürzer und die Sonnenstunden weniger werden, bauen die Bäume das Chlorophyll ab, welches für die grüne Farbe der Blätter sorgt und mittels Fotosynthese das Kohlendioxid der Luft und Wasser in Traubenzucker und Sauerstoff umwandelt. Nun kommen die gelben, roten und orangen Pigmente zum Vorschein, die vom Chlorophyll überdeckt wurden. Die farbige Pracht hält aber nicht lange an, denn früher oder später fallen alle Blätter zu Boden. Der Grund: Mit der Einlagerung des Chlorophylls in den Wurzeln, Ästen und im Stamm bilden die Bäume zwischen Zweig und Blattstiel ein Trenngewebe, das allmählich verkorkt. Ein leichter Windstoss genügt nun, dass die Blätter abfallen.

All dies machen die Laubbäume, um ihr Überleben zu sichern. Sie würden sonst regelrecht verdursten. Weil ein Grossteil des Wassers über die Blätter verdunstet und die Wurzeln in der kalten Jahreszeit immer weniger Wasser aus der Erde ziehen können, muss er seine “Wasser-Verschleuderer” abwerfen, um nicht zu vertrocknen. Auf dem Waldboden werden die Blätter dann von Tausendfüsslern, Asseln, Regenwürmern und vielen anderen Tieren zerkleinert, bis die Pilze und Bakterien im Boden sie schliesslich zu Humus zersetzen.

Wie Tiere den Winter überleben

Nicht nur die Pflanzen, sondern auch die Tierwelt bereitet sich auf den Winter vor: Ein Grossteil der Vögel fliegt in wärmere Länder, während sogenannte “Standvögel” wie Spatzen, Meisen oder Amseln in der Schweiz bleiben. In den Wäldern tummeln sich weitere winteraktive Tiere wie Rehe, Hirsche, Füchse und Hasen. Bei den anderen unterscheidet man zwischen Winterstarre, Winterruhe und Winterschlaf.

Tiere wie Fische, Frösche, Eidechsen und Insekten verkriechen sich in ein Versteck und fallen in Winterstarre: Bei sehr kalten Temperaturen erstarrt ihr Körper und sie wachen erst wieder auf, wenn es draussen wärmer wird.

Eichhörnchen, Dachs, Wasch- und Braunbär hingegen halten Winterruhe. Sie senken ihre Körpertemperatur weniger stark wie Winterschläfer, wachen häufiger auf und suchen ab und zu nach Nahrung.

Beim Winterschlaf hingegen essen Tiere wie Igel, Fledermäuse, Murmeltiere und Siebenschläfer gar nichts. Sie wachen zwar zwischendurch auf, aber nicht um Futter zu suchen, sondern um ihre Schlafposition zu ändern und Kot abzugeben. Sie können ihre eigene Körpertemperatur und den Herzschlag um ein Vielfaches senken. Aus diesem Grund sollte man Winterschläfer nie wecken, denn dies kostet sie jedes Mal Energie und eventuell gar den Tod, da kein Futter vorhanden ist.

Energie sparen dank Zeitumstellung?

Seit nun bald 40 Jahren stellen wir im März und Oktober die Zeit eine Stunde vor beziehungsweise zurück. Ein wichtiger Grund für die Einführung der Sommerzeit war die erhoffte Energieersparnis hinsichtlich der Ölkrise von 1973: Es sollte weniger Energie für die Erzeugung von künstlichem Licht verbraucht und die Schlafenszeit in die Stunden mit weniger Tageslicht verlagert werden. Ob diese Änderung wirklich einen tieferen Energieverbrauch bewirkte, ist bis heute umstritten. Auf jeden Fall führten 1980 auch Deutschland und Österreich die Sommerzeit ein, während es in der Schweiz (zumindest für ein Jahr) weiterhin nur die Winterzeit gab. So geschah es, dass von Österreich kommende Züge an der Grenze eine Stunde warten mussten, um den Fahrplan hierzulande wieder einhalten zu können.

Warum Bauern das Referendum ergriffen

Die Schweiz als “Zeitinsel” kam durch das Nein des Stimmvolks zum neuen Zeitgesetz 1978 zustande. Fünf junge Bauern aus dem Zürcher Oberland hatten erfolgreich 80’000 (statt den damals erforderlichen 30’000) Unterschriften für ein Referendum gesammelt. Sie fürchteten, dass die Zeitumstellung ihren Arbeitsrhythmus sowie den Rhythmus ihrer Tiere durcheinander bringen würde. So hätten sie u.a. keine Zeit mehr für ihre Theaterproben, weil sie das Heu aufgrund des späteren Sonnenhöchststands neu erst nach dem Melken einbringen könnten. Und auch die Kühe sind sich gewohnt, immer zur selben Zeit gemolken zu werden. Entgegen dem Volkswillen sollte es aber nach dem Sommer 1980 doch keine Zeitinsel mehr geben: Bundesrat und Parlament beschlossen ein Jahr darauf, es den europäischen Ländern ringsherum gleichzutun und stellten am 29. März 1981 erstmals auch die Uhren um eine Stunde vor.

Wenn also die EU ihre aktuell diskutierten Pläne für die Abschaffung der Zeitumstellung aufgrund der negativen Auswirkungen auf den Rhythmus von Mensch, Tier und Natur durchsetzt, bleibt wohl der Schweiz nicht anders übrig, als nachzuziehen.

Im Hoffen, dass sich Ihre innere Uhr seit der Umstellung wieder eingependelt hat, wünscht Ihnen Mucca.ch eine besinnliche Vorweihnachtszeit. Und falls Sie bereits in Stimmung für einen gemütlichen Abend vor dem Kaminfeuer sind, fragen Sie doch beim Bauern in Ihrer Nähe nach Brennholz.

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