Mehr als 20‘000 Menschen haben anfangs Februar in Schweizer Städten fürs Klima demonstriert. Die Bewegung hat das ganze Land erfasst: Nicht nur in Zürich und Bern, sondern auch in der Westschweiz und im Tessin gingen Schulkinder und Erwachsene mit selbst gestalteten Plakaten auf die Strasse. Sie fordern von der Politik die „Ausrufung des Klimanotstandes“ und netto null Treibhausgasemissionen bis im Jahr 2030.

Von Schweden ans WEF

Angefangen hat alles während der Hitzewelle 2018, als die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg aus Protest der Schule fern blieb. Mit ihrem Schild „Skolstrejk för klimatet“ (Schulstreik für das Klima) machte sie vor dem Reichstag in Stockholm auf sich aufmerksam. Seither hat die Klimaschutzbewegung nicht nur in Schweden, Belgien und Frankreich, sondern auch in der Schweiz Fuss gefasst. „Ihr klaut uns unsere Zukunft“ oder „Billigflüge sind zu verlockend“ steht auf den Transparenten. Sogar am WEF in Davos war die Greta Thunberg anzutreffen und nahm an einem Diskussionsforum zur Klimapolitik teil. Während die Helikopter-Taxis über der verschneiten Stadt kreisten, bewältigte sie die Reise von Schweden in die Schweiz mit dem Zug – über 30 Stunden pro Weg.

Besser Zug statt Flugzeug

Apropos Luftverkehr: Wussten Sie, dass der Hinflug von Zürich nach New York pro Person mehr als 1 Tonne CO2 verursacht? Um diese Umweltbelastung auszugleichen, müssten Sie 1 Jahr lang auf Rindfleisch (ca. 50kg) oder 2.5 Jahre lang auf Geflügel (ca. 150kg) verzichten. Und dies auch nur, wenn Sie in New York bleiben und nicht wieder zurückfliegen, sonst ist es das Doppelte.
Und wenn Sie dann noch jedes Jahr ein neues Smartphone möchten, beschleunigen Sie den Abbau von wertvollen Edelmetallen und den sogenannten Seltenen Erden, die mit gesundheitsschädigenden Chemikalien gefördert werden. Alleine die Smartphone-Produktion verschlang laut Greenpeace in den letzten zehn Jahren weltweit 968 Terawattstunden Strom, was der jährlichen Energieversorgung Indiens entspricht.

Neuseeländische Äpfel und Treibhausgurken

Nicht allzu oft finden sich in den Regalen unserer Lebensmittelhändler neuseeländische Früchte, also vom anderen Ende der Welt. Die Gründe sind vielseitig und reichen von der Saison bis hin zu eingeschleppten Schädlingen oder extremen Wetterbedingungen, welche die Schweizer Ernte grösstenteils zerstört haben. Dass der Transport per Flugzeug um die halbe Erdkugel nicht gerade umweltfreundlich ist, liegt auf der Hand. An dieser Stelle muss aber auch gesagt werden, dass auch Schweizer Lebensmittel sehr schädlich sein können, nämlich wenn sie aus Gewächshäuern stammen, die mit fossilen Brennstoffen geheizt werden. Es ist also nicht nur wichtig, auf das Herkunftsland der Lebensmittel zu achten, sondern auch immer die Saisontabelle im Hinterkopf zu behalten. Und was gibt’s Schöneres, als die Lebensmittel für unseren Körper gleich direkt beim Produzenten zu kaufen. So sieht man den Betrieb mit Mensch und Tier, tut der Gesundheit mit saisonalen Vitaminbomben etwas Gutes und fördert die Unabhängigkeit des Bauerns, der ohne die überrissenen Margen der Detailhändler endlich faire Preise erzielen kann.

Wir Konsumenten bestimmen

Die Klimaerwärmung ist da. Wir können sie nicht ganz verhindern, aber wir können sie verlangsamen, denn mit jedem Grad nehmen die Wetterextreme zu, Gletscher werden zu Eisbächen und einheimische Pflanzen verschwinden. Es kann davon ausgegangen werden, dass in Zukunft die Qualität der Lebensmittel abnimmt, aber gleichzeitig die Preise steigen. Dies nicht nur aufgrund zunehmenden Ernteausfällen infolge Wetterextremen oder neuen Schädlingen, sondern auch weil der fruchtbare Boden immer knapper wird (siehe auch Blog-Artikel „Gesunder Boden für gesunde Nahrung“). Und weil die mächtigen Politiker in der Welt oft lieber reden als handeln, ist es vielleicht gar nicht so schlecht, wenn Schülerinnen wie Greta Thunberg aktiv werden und eine Bewegung zustande bringen, deren Folgen für die Welt und das Klima bis jetzt noch in den Sternen stehen. Am Ende ist jedoch wichtig, dass wir als Konsumenten nicht nur auf die Strasse gehen, sondern auch selbst im Alltag klimafreundlich leben. Das beinhaltet auch den Verzicht auf nicht-saisonale Lebensmittel oder das Akzeptieren einer Preiserhöhungen. Bleibt zu hoffen, dass es uns andere gleich tun werden und nicht zu lange warten, bis es zu spät ist.

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