Was wären unsere Alpen ohne die unzähligen Wandermöglichkeiten und Kühe, die ringsherum weiden? Das Bild des Original Braunviehs mit zwei Hörnern und Bergen im Hintergrund könnte schweizerischer nicht sein. Es ist jedoch eine Tatsache, dass aktuell nur noch 10 % aller Kühe Hörner tragen. Um diese Entwicklung zu stoppen, möchte eine Gruppe rund um den Bergbauern Armin Capaul finanzielle Anreize schaffen, Kühe und Ziegen mit Hörnern zu halten. Die Meinungen zur eidgenössischen Volksinitiative „Für die Würde der landwirtschaftlichen Nutztiere“ (Hornkuh-Initiative) sind gespalten. Der Schweizer Bauernverband hat sogar die Stimmfreigabe für den 25. November beschlossen.
Argumente im Überblick
Die Entwicklung zu hornlosen Kühen wurde mit dem Bau von Freilaufställen seit Ende der 1970er Jahre beschleunigt. Freilaufställe sind tierfreundlicher, weil die Kühe mehr Auslauf haben und nicht mehr permanent angebunden werden müssen. Da frei herumlaufende Tiere mit Hörnern ein Sicherheitsrisiko darstellen können, werden sie i.d.R. enthornt.
Sicherheit ist auch ein Hauptargument der Gegner der Initiative. Nicht nur die Kühe im Stall, sondern auch der Bauer und Wanderer können lebensgefährlich verletzt werden. Ausserdem hat bisher keine Studie einen negativen Einfluss des Enthornens auf das Wohl der Tiere belegt.
Dem widersprechen die Befürworter der Initiative. Für sie verliert eine Kuh mit der Enthornung nicht nur ihre Würde: Das Horn ist als stark durchblutetes Organ auch mit dem Verdauungssystem verbunden und dient der Kommunikation unter den Tieren. Dr. med. vet. Wilhelm Höfer schreibt sogar, dass die Qualität der Milch beeinträchtigt wird (mehr Infos auf zalp.ch). Damit in Zukunft wieder mehr behornte Kühe auf Schweizer Wiesen grasen, sollen ihre Halter finanziell unterstützt werden. Behornte Tiere in Freilaufställen sind zwar grundsätzlich möglich, beanspruchen aber viel mehr Platz. Als Entschädigung schlugen die Initianten ursprünglich einen Franken pro Kuh und Tag bzw. 20 Rappen pro Ziege und Tag vor. Das sind rund 30 Millionen Franken jährlich, die über eine Umverteiliung der Direktzahlungen finanziert werden soll. Der Initiativtext lässt die Höhe des Betrags offen. Auch unklar ist, wie mit Tierhaltern umgegangen werden soll, deren behornten Kühe einen Grossteil ihres Lebens auf ihrem Platz im Anbindestall verbringen.
Der Konsument entscheidet
In Freilaufställen werden Kühe heute tierfreundlicher gehalten. Aus Sicherheits- und Effizienzgründen müssen sie diese neue Freiheit jedoch meist mit ihren Hörnern bezahlen. Inwiefern die Kuh bei der Enthornung leidet und welche Auswirkungen sie auf die Milch hat, konnte wissenschaftlich (noch) nicht belegt werden. Solange die Produzenten mit dem nicht kostendeckenden Milchpreis zu kämpfen haben, ist der Strukturwandel in der Landwirtschaft hin zu immer grösseren Betrieben nicht zu stoppen. Dann werden nicht nur behornte Kühe auf unseren Wanderwegen zur Seltenheit, sondern auch kleine Betriebe, die sich bis jetzt gerade noch so über Wasser halten konnten.
Mehr Infos zur Hornkuh-Initiative gibt es auf der offiziellen Webseite www.hornkuh.ch oder in der Abstimmungs-Arena auf SRF vom 2. November.
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